Zusammenfassung: | Zusammenfassung Die Debatte über die Gründe und die Verantwortung für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges kommt auch nach mehr als hundert Jahren nicht zur Ruhe. Robert C. Moore hat meinen Beitrag über die französische Kriegsvorbereitungspolitik einer Fundamentalkritik unterzogen, die sich bei näherer Betrachtung sowohl methodisch wie inhaltlich als unhaltbar erweist. Der Kern von Moores Argumentation besteht in drei Punkten: Die Pariser Entscheidungsträger hatten keine Kenntnis vom deutschen Schlieffenplan; in der Amtszeit Raymond Poincarés als Außenminister, Ministerpräsident und Präsident zwischen 1912 und 1914 vollzog sich kein radikaler Kurswechsel in der französischen Balkan- und Russlandpolitik; und meine Ausführungen entwerfen ein Bild des Deutschen Reiches, das dessen alleiniger Verantwortung für die Kriegsauslösung nicht gerecht wird, die zum Krieg drängenden Aktionen der Berliner Reichsleitung in der „Julikrise“ verharmlost und Deutschland in eine „passive Opferrolle“ rückt. Die Widerlegung dieser Behauptungen erfolgt auf Basis von zeitgenössischem Quellenmaterial aus französischen und britischen Archiven sowie durch Dokumente aus dem umfangreichen, gedruckten internationalen Quellenbestand. Diese größtenteils neuen Belege gehen weit über das Fundament meiner bisherigen Darlegungen hinaus, bestätigen und erweitern meine Argumentation und erhärten meine Position in der Sache. Damit wird deutlich, dass Moores Thesen nicht nur inhaltlich gänzlich in die Irre gehen, sondern dass sein gesamter Zugriff auf die Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs methodisch obsolet ist und nicht mehr dem aktuellen Stand der internationalen Forschung entspricht. Ein deckungsgleicher Befund ergibt sich bei der Dekuvrierung von Moores unwissenschaftlichem methodischen Vorgehen. In seiner Kritik an meiner Argumentation bedient er sich eines unzulässigen Verfahrens und gelangt somit zu willkürlichen Schlussfolgerungen.
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