Fünftausend Jahre Stiftungen. Eine Typologie von Mesopotamien bis zu den USA

Zusammenfassung Nach der schriftlichen Überlieferung lassen sich Stiftungen bis etwa 3000 v. Chr. zurückverfolgen und in Babylon und Ägypten auffinden. Sie dienten demnach ursprünglich dem Kult, genauer der Ernährung, der Götter sowie der Versorgung der Ahnen für ihr postmortales Dasein. Erst seit d...

Ausführliche Beschreibung

Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Historische Zeitschrift. - De Gruyter Oldenbourg, 1859. - 301(2015), 3 vom: 01. Dez., Seite 593-625
1. Verfasser: Borgolte, Michael (VerfasserIn)
Format: Aufsatz
Sprache:English
Veröffentlicht: 2015
Zugriff auf das übergeordnete Werk:Historische Zeitschrift
Beschreibung
Zusammenfassung:Zusammenfassung Nach der schriftlichen Überlieferung lassen sich Stiftungen bis etwa 3000 v. Chr. zurückverfolgen und in Babylon und Ägypten auffinden. Sie dienten demnach ursprünglich dem Kult, genauer der Ernährung, der Götter sowie der Versorgung der Ahnen für ihr postmortales Dasein. Erst seit der sogenannten Achsenzeit, nach Karl Jaspers um die Mitte des ersten Jahrtausends v. Chr., ging es bei Stiftungen um den Menschen, und zwar um den Stifter selbst oder bestimmte von ihm im Sinne der Wohltätigkeit Begünstigte. Die monotheistischen Religionen Vorderasiens, die in dieser Hinsicht vielleicht durch den persischen Zoroastrismus beeinflusst wurden, haben den sehr erfolgreichen Typ der Stiftungen für das Seelenheil entfaltet. Dieser trat neben oder an die Stelle der älteren Stiftungen für die Seele, die lediglich die nachtodliche Weiterexistenz fördern sollten, und zielte auf eine gesteigerte, glückselige Existenzform durch die Gnade oder in der Nähe Gottes. Die zweite universalhistorische Zäsur brachte dem Stiftungswesen erst die Moderne, indem sie das religiös begründete Motiv der dauernden Zwecksetzung des Stiftungskapitals aufhob. Die „operativen“ und „Gebrauchsstiftungen“ der Gegenwart, im Wesentlichen eine amerikanische Erfindung, brechen mit einer jahrtausendealten Sinngebung, um der Erfahrung des unaufhaltsamen gesellschaftlichen und kulturellen Wandels gerecht zu werden.
Abstract According to the written record foundations can be traced back to roughly 3000 B. C. and were found in Babylon and Egypt. They originally served the cult, or more precisely the nourishment, of the gods as well as the provision of ancestors in the post-mortal state. Beginning from the time of the so-called Axial Age, according to Karl Jasper around the middle of the first millennium B. C., endowments involved people, that is the founder himself or beneficiaries designated by him in the spirit of philanthropy. The monotheistic religions of the Near East, which in this respect were perhaps influenced by Persian Zoroastrianism, developed an extremely successful type of foundation, namely the foundation for salvation. This appeared alongside or replaced the older foundations for the soul, which were essentially meant to support one’s continuing existence in the afterlife and aimed at an enhanced and blissful form of existence through the mercy of or closeness to God. The second universal historical caesura for foundations was brought about by modernity, by removing the religiously-motivated motivation for the lasting purpose of the endowment. The „operative“ or „provisional endowments“ of the present, essentially an American innovation, have parted ways with a millennia-old interpretation, in order to meet the requirements of inexorable societal and cultural change.
Beschreibung:© by Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München, Germany
ISSN:0018-2613
DOI:10.1515/hzhz-2015-0460