Macht und Geschichte der Wörter : Dolf Sternbergers "Wörterbuch des Unmenschen" als sprachkritisches Dokument der frühen Bundesrepublik

Die Diskursgeschichte, die sich im Zuge des linguistic turn auch in Deutschland recht erfolgreich etabliert hat, eröffnet vielschichtige Zugänge, die auch für die Erforschung des Nationalsozialismus und des Holocaust wichtige Impulse zu geben vermögen. Dies gilt etwa für die Rolle von Homosexualität...

Ausführliche Beschreibung

Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Zeithistorische Forschungen. - Potsdam : Zentrum für Zeithist. Forschung, 2004. - 8(2011), 1, Seite 156-160
1. Verfasser: Pegelow Kaplan, Thomas 1971- (VerfasserIn)
Weitere Verfasser: Sternberger, Dolf 1907-1989, Storz, Gerhard 1898-1983, Süskind, Wilhelm E. 1901-1970
Format: Online-Aufsatz
Sprache:German
Veröffentlicht: 2011
Zugriff auf das übergeordnete Werk:Zeithistorische Forschungen
Schlagworte:Sternberger, Dolf
Beschreibung
Zusammenfassung:Die Diskursgeschichte, die sich im Zuge des linguistic turn auch in Deutschland recht erfolgreich etabliert hat, eröffnet vielschichtige Zugänge, die auch für die Erforschung des Nationalsozialismus und des Holocaust wichtige Impulse zu geben vermögen. Dies gilt etwa für die Rolle von Homosexualitätsdiskursen in NS-Organisationen, für sprachliche Ausformungen genozidaler Gewalt und für narrative (Überlebens-)Strategien von Verfolgten. Besonders deutlich geworden sind die Verbindungen von sprachlichen Praktiken und Gewalt in der Diskussion über die 1995 veröffentlichten Tagebücher des Romanisten Victor Klemperer (1881–1960) aus der NS-Zeit. Diese Tagebücher hatten Klemperer, der den Holocaust in Dresden überlebte, als Vorarbeiten seiner Studie zur Sprache des „Dritten Reiches“ gedient. In dieser bereits 1947 erstmals erschienenen Arbeit argumentierte Klemperer, dass „der Nazismus […] in Fleisch und Blut der Menge […] durch die Einzelworte, die Redewendungen“ übergegangen sei, die ein Großteil der Bevölkerung „mechanisch und unbewußt übernommen“ habe. Während Klemperers Studie gerade in den letzten 15 Jahren wieder verstärkte Beachtung gefunden hat, bleibt ihre bedeu-tendste westdeutsche Parallelarbeit heute auffällig unterbelichtet: das von Dolf Sternberger (1907–1989) federführend konzipierte „Wörterbuch des Unmenschen“.
Beschreibung:Literaturangaben
Beschreibung:1 Illustration
ISSN:1612-6041
DOI:10.14765/zzf.dok-1665